…werden durch Nebel und erschreckende Tierchen getrübt –
Wasserfall, Einbruch und Mine – wir brauchten nen Tag Pause an ner Tankstelle um mal wieder alles auf die Reihe zu kriegen. Wir verlassen die Tanke und kommen in das Maule-Tal. Eine bekannte Region für chilenischen Wein und Epizentrum des 8,8-starken Erdbebens von Februar 2010, dessen Folgen man noch immer in einigen der Städte sehen kann. In Talca verlassen wir die Ruta 5 und biegen zum Reserva National Altos de Lircay ab. Der Weg dorthin ist fahrbahntechnisch kein Highlight, die Senderos und die Aussichten sollen es aber sein. Besonders der Sendero Enladrillado soll mit weiten Blicken auf Vulkane, Berge und Täler mit Flüssen und bunten Herbstwäldern glänzen.
Früh wollten wir starten. Ohne Wecker sind wir zwar vor Acht wach, schlummern aber noch bis Neun weiter. Um halb 10 stehen wir fertig vorm Tor, dass aber noch zu ist. Schlüssel gibt’s bei der Info. Die Schlüsselfrau lässt sich Zeit für die 500m. Ungefähr 3km müssen wir dann noch fahren oder besser schleichen, denn der Weg ist richtig übel und ohne Allrad nicht schaffbar, vorallem mit dem Matsch. Wir brauchen 30 Minuten. Mal wieder den doppelten Ausländerzuschlag bezahlen und dann laufen wir um 10:25 endlich los. Es ist herrlich durch den frühherbstlichen Laubwald zu laufen. Wegen des Regens von gestern duftet es intensiv nach Holz. Timm findet sogar, es riecht nach Sauna.
Bodenbeschaffenheit und Steigung gehen die ersten zwei Stunden des Weges klar und wir laufen zügig. Man könnte meinen, wir gingen in einem deutschen Wald spazieren bis Marie, die meistens vorne geht, wie von etwas gestochen großen Schrittes ein paar Sätze nach vorne macht und ängstlich fragt, „Uhha, war das ne Spinne?“. Und was für eine das war, auf Grund ihrer 7cm aber auch nicht zu übersehen. Timm hat sie nicht gesehen. Da sie sich aber nicht bewegt hat, haben wir genug Zeit, sie mit etwas Abstand zu fotografieren, denn wer weiß, ob sie gefährlich und giftig ist.
Wir überqueren ein paar Bäche ohne Brücken, bevor es steiler wird. Nach einer weiteren Stunde kann man das Ende des Aufstiegs erahnen und der Blick zurück ins Tal ist herrlich: Bunte Laubdächer und ein paar Nebelwolken darüber.
Je höher wir kommen, desto mehr zieht es sich mit Nebel zu. Zudem wird es kühler und windiger und ca. 10 Sekunden lang prasseln sogar kleine Hagelkörner auf uns herab.
Mit Glück lichtet sich der Nebel kurz und wir erkennen das letzte Schild. Dann sind wir auf dieser riesen Plattform, die dank Nebel endlos erscheint. Die platte Ebene sieht aus wie mit großen Steinen gepflastert, wo auch der Name des Trails „Enladrillado“ herrührt und Einheimische haben hier schon UFOs landen sehen.
Wir laufen bis sich der Abgrund vor uns auftut und warten dann auf ein Nebelloch, bei dem man zumindest Teile des Tals erkennen kann. Mit Blick bis zu den Vulkanen und unendlichen Weiten hatten wir eh nicht mehr gerechnet.
Anschließend folgen wir dem Pfeil Richtung Laguna Alto und freuen uns einerseits mal nicht den gleichen Weg zurück zu müssen wie schon hin, andererseits bläst der Wind ordentlich von der Seite und ohne Sicht ist auf Dauer eher buh.
Kurz vorm nächsten Etappenziel zeigt sich die Sonne kurz und lässt uns in ein buntes Herbsttal blicken. Dann erblicken wir die Laguna, wenn auch nur kurz, denn immer wieder verdecken Wolken die Sicht. Runterzulaufen scheint uns nicht lohnenswert und so machen wir uns auf den Rückweg zum Auto.
Durch Wald geht’s serpentinenartig nach unten und wir haben keine Lust mehr. Fast wäre Timm auf eine der vielen Eidechsen getreten, aber diese hier ist auch ein bisschen komisch. Anstatt wegzurennen, windet sie sich auf der Stelle, was ein bisschen aussieht, als würde sie tanzen. Timm tauft ihn „Crazy Eddy“. Ob er Schmerzen hat?
Wir erreichen das Auto gerade rechtzeitig um noch aus dem Park zu kommen. Platzregen setzt ein und verschönert die rumpelige Rückfahrt.
Beim Lago Colbún schlafen wir direkt neben Eukalyptusbäumen und Timm hat aufgrund des herrlichen Dufts bestimmt von Sauna geträumt. Wir fahren noch ein paar Kilometer in das Valle de Rio Maule hinein und anschließend in ein weiteres Naturreservat.
Hier dominiert der Rio Claro das Bild. Er fließt zunächst durch sieben natürliche Pools (Siete Tazas), verbunden durch kleine Wasserfälle, bevor in einiger Entfernung zwei größere folgen.
Ich stolpere über die nächste Spinne. Während ich hysterisch wegrenne, fragt Timm wieder nur „Wo?. Als sie sich etwas ins Unterholz verpieselt hat, traue auch ich mich zu dem 25m tiefen Salto de la Leona.
Auf dem Rückweg diskutieren wir wieder darüber, ob die Spinne wohl gefährlich ist. Ich will auf schnellstem Weg zurück zum Auto und dann weg aus dieser Gegend. Zum Scherz sage ich: „jetzt fehlt nur noch ne Schlange“, denn die soll es hier auch geben. Keine 50m weiter liegt 30cm neben dem Pfad auch tatsächlich ein ca. 1m langes Exemplar. Gut getarnt durch das Laub, sieht Timm sie natürlich wieder nicht. Jetzt reicht es mir wirklich.
Auf dem Rückweg nochmal kurz bei dem Ausblick auf den 60m hohen Velo de la Novia gestoppt und dann zurück auf die Ruta 5, Richtung Santiago und Zivilisation.
17.04. – 19.04. 2016