… und trinken darauf nen Pisco –
Aus Mendoza zurück in Chile, zurück auf der Ruta 5 und damit wieder auf der Panamericana ist es leichter an ner modernen Copec-Tanke die überfällige Dusche einzunehmen. Dann machen wir Meter Richtung Norden die Küste hoch. Da darf’s dann auch mal wieder ein Strandcamp mit Meeresrauschen sein. Der nächste Tag besteht wieder nur aus Fahren, Fahren, Fahren; einzig ne längere Pause an nem landschaftlich coolen Küstenabschnitt gönnen wir uns.
Die Landschaft verändert sich zusehends, wird trockener und karger, einziger farblicher Akzent sind die Millionen von Kakteen. Irgendwo dazwischen finden wir nen ruhigen Platz mit Blick auf einen riesen Windpark.
Nach ner kalten Nacht biegen wir rechts ab, machen eine ausgiebige Mittagspause in Ovalle und begeben uns dann in das grüne Tal des Río Hurtado. Schön hier! Wir kommen bis zum Monumento Natural Pichasca, ein Park voller Fossilien. Wir dürfen auf dem Parkplatz übernachten und laufen am nächsten Morgen den Rundkurs. Nicht sonderlich spektakulär und definitiv keine 8€ wert. Ich nutze die Gelegenheit für ne Runde Sport.
Valle del Elqui
Die Straße schlängelt sich weiter am Fluss entlang bis der Asphalt schließlich endet und über ein paar Berge runter nach Vicuña führt. Wir befinden uns im Valle del Elqui, hauptsächlich bekannt für die Herkunft des Pisco, ein Traubenbrand und Chiles Nationalgetränk. Wobei auch Peru Anspruch auf den Ursprung hegt.
In den Bergen rund um Vicuña befinden sich einige Sternwarten, schließlich soll es 360 Nächte im Jahr einen klaren Himmel geben. Die Voraussage für die nächsten Tage prophezeit uns genau die 5 übrigen zu erwischen. Jedenfalls macht der wolkige Sonnenuntergang was her.
Entlang des Río Elqui fahren wir tiefer rein ins fruchtbare Tal. Die Weinstöcke prägen das Bild. In Pisco, dem nach dem Schnaps benannten Dorf, drehen wir um.
Kurz vor Vicuña stoppen wir bei der Pisquera Aba. Zwar nur auf Spanish aber dafür kostenlos bekommen wir eine Führung durch die Brennerei und den Herstellungsprozess erklärt. Die anschließende Verkostung ist obligatorisch. Die 40- bis 90-prozentigen Schnäpse brennen fürchterlich. Wir nehmen aber ein paar Flaschen der fertig gemixten Fuego Mango- und Beeren-Mischungen mit.
Anschließend nisten wir uns auf dem Parkplatz eines Hotels in Vicuña ein und wollen auf eine sternenklare Nacht warten. Zwar ist es abends wieder bewölkt, sodass alle Observatorien die Touren absagen, bevor die Besucher am Ende unzufrieden sind, dafür ist der Himmel am nächsten Tag relativ klar. Und das ist auch gut so, denn ein seltenes Himmelsereignis steht an. Gegen Mittag findet der Merkurtransit statt, d.h. der Planet Merkur wird auf seiner Umlaufbahn vor der Sonne her wandern. Einen besseren Ort als hier hätten wir uns dafür nicht aussuchen können. Das Alfa Aldea Observatory bietet für uns und drei andere Camper eine Sonderführung an. Durch drei Teleskope kann man beobachten, wie ein kleiner schwarzer Punkt langsam über die große, gelbe Scheibe wandert. Aber auch die Explosionen an der Oberfläche sind gut zu sehen. Beeindruckend etwas so weit entferntes und doch so alltägliches wie die Sonne einmal so nah zu sehen.
Nebenbei werden wir mit Obst, Pisco, Wein und Fruchtsäften verköstigt und erfahren ein bisschen Wissenswertes. Zum Abschluss schauen wir einen Film über die Erforschung der Sonne, der mir eine Gänsehaut macht, so nah fühlt man sich dem mächtigen Himmelskörper. Gegen Nachmittag kommen unsere amerikanischen Freunde und abends gehen wir gemeinsam mit ihnen, einem britisch-mexikanischen Pärchen, Rum-Cola und Pisco Sour in den Whirlpool auf dem Dach des Hotels.
Drei Nächte insgesamt warten wir vergebens auf einen klaren Himmel. Aber wie so häufig in entscheidenden Momenten meint der Wettergott es schlecht mit uns. Von wegen: 360 klare Nächte im Jahr… Der Plan mit Jeff und Monica die Lagunenroute und in die Salar de Uyuni in Bolivien zu fahren verfestigt sich. Erstmal trennen sich in La Serena unsere Wege aber wieder und wir fahren nochmal etwas nach Süden, in das Dorf Totoralillo. Dort soll Surfen besonders gut sein und die Chance will Timm sich nicht entgehen lassen. Am nächsten Morgen leiht er sich Brett und Neoprenanzug und stürzt sich in die kalten Wellen. Ich setze mich mit Kamera bewaffnet auf die Felsen und warte. Highlight der Aktion ist aber wohl nur ein Pinguin neben seinem Board, denn ansonsten ist es mehr eine Rein- und Rausgepaddel als Surfen.
Naja, ein Versuch war es wert und wir haben bei der Gelegenheit die „Woodies“ kennengelernt, ein argentinisches Pärchen, das im selbstgebauten Camper die Panamericana hochfährt.
(04.05. – 11.05.2016)