Seelöwen, Pinguine und Orcas…

Seelöwen, Pinguine und Orcas…

… erwarten uns auf der Peninsula Valdes –

Nach den lauter Leckereien, Mücken und Kontrollen fahren wir auf der Ruta 3 nach Puerto Madryn rein. Die nächsten Tage wollen wir auf der Halbinsel Valdes mit Tierbeobachtung verbringen. Da es sich für heute nicht mehr lohnt hinzufahren, stellen wir uns an einen einsamen Spot direkt ans Wasser der Bucht Golfo Nuevo. Seit ein paar Tagen sind wir jetzt in Patagonien unterwegs und schon jetzt haben wir theoretisch genug von dem Wind. Aber was willste machen? Zum ersten Mal kochen wir mit Schotten dicht in unserem Camper. Es gibt Burger. Klappt gut und vom Geruch her geht’s klar.

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Den nächsten Morgen starte ich mit einem kleinen Strandlauf und kalter Dusche im Wind, bevor die am Parkeingang 260 Pesos p.P. (18€) von uns haben wollen. Als Extranjero zahlt man einfach mal mehr als das Doppelte. Mit Karte und Gezeiteninfo ausgestattet, fahren wir durch Puerto Piramides, das einzige Dorf hier. Dahinter gibt es einen Platz an den Klippen, wo Campen toleriert wird. Nach einem kurzen Umweg, der in Dünen endet, und einer Offroad-Matschpartie, die Timm zwar kurz Spaß bringt, unser Auto aber ganz schön einsaut, sind wir an den Klippen bei Punta Pardelas. An Windschutz ist nicht zu denken, so hat das Grillgut halt heute Abend als besondere Note eine Prise Staub.

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Bevor wir zu den Meeressäugern an der Ostküste Valdes fahren, kommen wir an zwei Salzseen vorbei und halten am Salina Chica, der sechszehn Meter unter N.N. liegt, der Grande sogar 40m. Die rosa-pinke, teilweise lila wirkende Farbe des Wassers ist krass. Sie kommt zustande durch eine planktonische Alge. Diese färbt durch Nahrungsaufnahme auch das Gefieder von Flamingos rosa. Von denen sehen wir leider keine. Bei Punta Delgada im Süden der Insel stoßen wir auf Seeelefanten, zumindest besagt das das Schild dort, da auf die Entfernung die Unterscheidung zu Seelöwen nicht so einfach ist.

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Spannend wird’s bei Punta Cantor. „Orcas last seen: yesterday 15:00“. Ob wir auch so ein Glück haben? Erstmal sieht man von dort oben ein paar Seelöwen und -elefanten (größer und grau-weiß), die da faul auf dem Steinstrand rumliegen und sich sonnen. Mist, Teleobjektiv im Auto vergessen. Gerade auf dem Weg zurück zur Aussichtsplattform kommt der Ranger aufgeregt angelaufen und ruft nur „Orcas! Orcas!“ zu den Menschen auf dem Parkplatz und uns. Wir rennen. Circa 50-100 Meter vor der Küste schwimmen sie lang. Wir meinen vier Stück zu erkennen, drei große und einen kleinen Killerwal. Timm ist begeistert. Ihn faszinieren diese Tiere. Heute scheinen sie keinen Hunger auf Seelöwen zu haben. Ein bisschen hatte ich gehofft, dass ein Orca wie in Tierfilmen ans Ufer kommt, halb raus jumpt und sich ein Robbenbaby schnappt. Brutal, aber Natur ist eben nicht nur schön. Wir laufen den Weg an der Klippe entlang, immer mit Blick aufs Meer, falls sie zurückkommen, sehen aber nur einen einzelnen Pinguin, der seine Gruppe verloren zu haben scheint und hilflos umherirrt. Otto-Peng!
Ein paar Kilometer nördlich beim Caleta Valdes befinden sich seine Kollegen. Eine kleine Kolonie von Magellanpinguinen steht bzw. liegt da wie Gartenzwerge in der Sonne.

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An der nördlichsten Spitze von Valdes ist die Chance auf weitere Orcas am höchsten. Gleich ist auch Flut. Lobos marinos liegen da, soweit das Auge reicht. Die imposanten Männchen mit ihrer „Löwenmähne“ verteidigen ihr Revier und lassen die jungen Männchen nicht an Land und in die Nähe ihres Harems. Die Weibchen keifen sich ab und zu an, wenn eins meint über fünf andere rüber robben zu müssen, weil der Weg kürzer ist. Und nicht zu vergessen, die schwarzen, glänzenden Babys, teilweise erst wenige Tage alt, tapsen überall rum.

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Auch wenn der Gestank nach Pumakäfig hier heftig ist, wollen wir uns die Tiere noch einen weiteren Tag anschauen und suchen uns einen versteckten, nicht ganz legalen Schlafplatz. Der Schock ist groß, als ich beim Spülen an mir runterschaue und ein riesen Vieh auf meinem Pulli sitzt. Hysterisch schüttel ich es ab und renne schreiend ins Auto. Timm findet so eine 10cm lange Gespenstheuschrecke, die man sonst nur aus dem Zoo kennt. Diese dünnen Stäbchen mit Beinen wie Heuschrecken dran, die aussehen wir kleine verzweigte Äste und somit draußen gut getarnt sind. Auf den zweiten Blick finde ich es auch ganz cool, aber es soll sich nicht ohne Vorwarnung auf mich setzen und mich erschrecken. Der zweite Tag verläuft unspektakulärer, was die Tiere angeht. Beim Verlassen der Halbinsel Valdes machen wir noch einen Abstecher in den Golfo San José mit der kleinen Isla des Pajaros davor. Mutmaßlich hat die Form der Insel Antoine de Saint-Exupéry in seinem Buch „Der kleine Prinz“ bei seiner Zeichnung einer Boa, die einen Elefanten gefressen hat, inspiriert.

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Zwei Nächte bleiben wir dann noch in Puerto Madryn, lassen uns lecker Seafood schmecken und wollen eigentlich mit Seelöwen tauchen. Sechs Tauchshops klappern wir ab, bis wir ein einigermaßen gutes Gefühl mit dem Personal und der Ausrüstung haben. Aber die Sichtverhältnisse sind schlecht und man sieht beim Schnorcheln ähnlich viel und gut. Wir buchen uns zu einem happigen Preis für einen Schnorchel-Trip nach Punta Loma am Freitagmorgen ein. Um uns vom Land aus schon mal ein Bild zu machen, fahren wir auf der Schotterpiste raus nach Punta Loma. Nach 10km erreichen wir die Einfahrt. „Stopp, nochmal ein bisschen zurück. Ich glaube, da standen Öffnungszeiten.“ Rückwärtsgang rein! „Klock! Klock! Klock!“ Fuck, was ist das? Vorwärtsgang: „Klock! Klock!“ Shit, das hört sich garnicht gut an. Wir trauen uns keinen Zentimeter zu fahren. Stehen mitten in der Einfahrt. Timm schaut unterm Auto. Nix zu sehen. Hört sich an als würde irgendwas ausschlagen, Getriebe vielleicht. Keine Ahnung, alles nur Mutmaßung. Was tun? AvD anrufen? Kacke ej, ganz schön früh für sowas Großes. Die Sonne ist untergangen, das Ding hat auch zu. Hier passiert heute eh nichts mehr. Wir haben doch für morgen die Tour gebucht. Ganz vorsichtig fährt Timm nochmal zurück, sodass wir wenigstens nicht in der Einfahrt und einigermaßen gerade stehen. Nix. Nochmal ein paar Meter vorwärts. Nix. Is weg. Jippi! Vielleicht war ein Stein irgendwo drin. Das erste Mal seit Langem werden wir vom Wecker geweckt. Komisches Gefühl! Einmal snoozen geht. Dann aber dalli, Badezeug an, Brot reinschieben, Taucherbrille rauskramen. Um Punkt 7 Uhr sind wir da, bekommen Neoprenanzug und -schuhe. Mit acht anderen und zwei Guides startet das Motorboot entlang der Küste. Auf halbem Weg kommen wir an kleinen Plattformen aus Fässern und Holz vorbei, halten und lassen einen Tauchschüler mit Lehrer aussteigen. Wieder einmal freuen wir uns darüber, wie gut wir es damals in Malaysia hatten, auf der kleinen Insel, wo wir im warmen, fischreichen Golf von Thailand mit Sichtweiten sechsmal so weit wie hier, Tauchen gelernt haben. Zwanzig Minuten weiter erreichen wir die kleine Bucht Punta Loma, wo so ca. 50 Seelöwen am Ufer liegen, im Wasser ist keine, nur zwei Boote und 20 andere Schnorchler, die in ihren schwarzen Anzügen mit Kapuze und schwarzen Flossen so ähnlich aussehen.

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Nach zwei Minuten im Wasser ist es in den Anzügen warm. Bis auf 20 Meter darf man ans Ufer ran. Jetzt heißt es, hoffen, dass welche zu uns kommen. Nach geschätzten dreißig Minuten trauen sich drei Weibchen ins Wasser, kommen auch in unsere Richtung, aber ein anderer Schnorchler ist zu forsch, schwimmt immer näher ran und lässt den Robben keinen Platz. Bis auf 3, 4 Meter sind wir dran, mehr ist heute nicht drin. Ziemlich enttäuschend. Da hatten wir mehr erwartet und die Werbevideos ließen auch auf Anknabbernlassen und Streicheln hoffen. Naja, es sind halt Tiere in freier Wildbahn, die nicht dressiert sind wie im Zoo. Nach ner Stunde im Wasser geht’s zurück, vorbei an den Tauchern, die auf ihrer „Insel“ eine Tauchpause machen. Danach brauchen wir eine Dusche und fahren auf der Ruta 3 die Atlantikküste runter.

29.01.-05.02.2016

Kommentare
  1. caro

    Das Bild vom pinken Salzsee macht sich bestimmt gut in meiner neuen Wohnung. Gefällt mir seeeehr :)))

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