Nach dem holprigen Beginn…

Nach dem holprigen Beginn…

… folgt eine angenehme Wartezeit in Montevideo und ein neuer Freund –

Die ersten Tage in Südamerika sind rum und waren ja nicht so der Bringer. Nach einer Woche ziehen wir zum dritten Mal um und buchen uns über airbnb bei Seba ein. Er ist unser Alter und wohnt mit seiner fünf Monate jungen Hündin Mischa im 12. Stock eines Mietshauses mit Security am Eingang. Das macht schon mal nen guten Eindruck. Vom ersten Moment an sind wir begeistert und können unser Glück kaum fassen, zumal der Preis für das, was die Wohnung bietet, super ist. Blick auf den Hafen, sauberes Bad, großer Wohn-/Essbereich zum Wohlfühlen mit top ausgestatteter Küche und gemütliches Bett. Seba zeigt uns alles. Er wirkt etwas unsicher und aufgeregt. Wir sind seine ersten Gäste. Seine Schwester hat ihn überredet airbnb mal auszuprobieren. Sie managet seinen Account und zieht die Kohle ein. Seba will einfach nur nette Leute kennenlernen. Passt für uns.

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Wir kommen gut zurecht und miteinander aus. Fühlen uns schnell wie zu Hause. Während Seba tagsüber arbeitet, gehen wir mit Mischa spazieren, werkeln an unserem Blog, was sich als aufwendiger, als gedacht, herausstellt, lernen fleißig Spanisch, klagen auf Schadenersatz wegen Flugverspätung und bereiten uns auf die Ankunft des Campers vor, in dem wir schon mal einen Behördengang erledigen und uns um Haftpflichtversicherung fürs Auto kümmern. Die meisten Abende und das Wochenende verbringen wir mit Seba.

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Weil er mit 0,1 über den erlaubten 0 Promille beim Autofahren erwischt wurde, ist er für 10 Monate seinen Lappen los und hat sein Auto an seinen Kumpel Juan verkauft. Mit dem Argument, dass es ja irgendwie noch ein bisschen sein Auto ist und wir die Kosten durch Vier teilen, kriegt er Juan überredet am Sonntag einen Ausflug zum Strand oder Bitch, wie er spaßeshalber sagt, mit uns zu machen. Und so fahren wir die Küste Richtung Osten zu einem langen Strand, wo das Wasser schon blauer, salziger und kälter ist, weil der Fluss sich mit dem Atlantik mischt. Mittags essen wir selbstgemachte Sandwiches auf dem Cerro de San Antonio in Piriápolos mit weitem Blick entlang der Küste bis nach Punta del Este, DER Party- und Ferienstadt in Uruguay, die im Sommer total überteuert und trotzdem überlaufen ist. Als gegen Abend Regen aufzieht, verlassen wir den Strand und reihen uns in den Urlaubsverkehr ein. Für die beiden ist Stau eine Premiere, sie regen sich auf und versuchen ohne Erfolg eine andere Route. Die amüsante Rückfahrt dauert dreieinhalb statt einer Stunde und wir vertreiben sie uns unter anderem mit typisch deutschen Liedern, bis am Ende alle lauthals Viva Colonia grölen.

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An einem anderen Abend kommt Sebas Bruder Nacho vorbei und wir bekommen eine informative Stadtrundfahrt mit den beiden. Es geht entlang des Rambla (Küstenstraße) bis in den vornehmeren Stadtteil Carrasco und nach einem reichhaltigen „Chivito“ (Steak mit Schinken, Speck, Ei und Käse überbacken) und megalecker Eis durch die Stadt zurück. Seba weiß quasi alles. Er hat so viele Informationen zu Gebäuden, Stadtteilen und der Geschichte von Montevideo und Uruguay zu berichten. Unglaublich. Keine Stadt in Deutschland, über die wir zusammen annähernd soviel wissen.

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Wegen Ferienzeit wirkt Montevideo ungewöhnlich leer für eine Hauptstadt. Viele Geschäfte haben geschlossen und unter anderem finden keine Tangoshows stattfinden. Als Alternative könnten wir auf eine Tangobar ausweichen, um ein bisschen von dem traditionellen Tanz zu sehen. Nach einem der gemeinsamen Abendessen nimmt Seba uns mit ins Museo del Vino. Es ist urgemütlich, indirekte, schummriger Beleuchtung, Steinwände, Weinregale und Tangomusik. Fasziniert von der Präzision der Schritte verfolgen wir die „Show“, der beim Tanzen frisch anbandelnden und der seit Jahrzehnten vertrauten Pärchen. Dazu genießen wir köstlichen Rotwein (aus Portugal) und typisch uruguayischem Nachtisch „Martin Fierro“ (im Prinzip Käse mit Quittenmarmelade). Wir haben einen tollen Abend zusammen und sparen uns die Blamage selber zu tanzen.

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Sowieso haben wir insgesamt eine super Zeit bis das Schiff kommt, die das Warten auf unseren Camper wie im Flug vergehen lässt.

09.01. – 13.01.16