Lauter Leckereien, Mücken und Kontrollen…

Lauter Leckereien, Mücken und Kontrollen…

… prägen die nächsten Kilometer entlang der Ruta 3 –

Die erste Grenze und dann Buenos Aires haben wir geschafft und brauchen eine Dusche. Wir folgen der Empfehlung Sebas, die Küste südlich von BA wegen Ferien zu meiden, und fahren die Ruta 3. In Azul übernachten wir auf einem Campingplatz am Fluss und entscheiden einen Tag Fahrpause einzulegen. Wir haben Zeit. Den freien Tag verbringen wir mit Pfannkuchen Machen, dem ersten Kuchenbackversuch mit der Ofenfunktion des Gasgrills, Basteln eines Alemania-Schriftzugs für unseren Camper, weiterem Ordnung Schaffen, Umräumen, Spanisch Lernen und ausgiebigem Grillen. Nicht nur die Hunde des Platzes, alle lieben unseren Camper.

Nächstes Ziel: mal mindestens 400km bis Bahia Blanca. An einer Tankstelle machen wir Pipipause, tanken und kontrollieren den Reifendruck. Nach vier Tagen ohne Internet nutzen wir kurz das kostenlose Wifi, dass es an vielen großen Tanken gibt, um ein Lebenszeichen nach Hause zu schicken, die Offlinekarten für die nächsten Tage zu laden und wichtige Emails zu lesen. Fast eine Stunde verweilen wir, wobei wir die Hälfte der Zeit anderen Reisenden in unserem gebrochenen Spanisch erklären, wo wir herkommen, wo wir hinwollen und dass man selbstverständlich in unserem Camper auch kochen und schlafen kann. Die Buchstaben unseres Alemania-Aufklebers kann nicht jeder entziffert, denn das L ist mittlerweile durch Regen und Wind schon flöten gegangen. Entlang der Ruta 3 tauchen immer wieder Estancias und Schilder auf: QUESO, Aceite de OLIVIA, DULCES, SALAME, HUEVOS…. Marie drängelt. Nach dem Zehnten lässt sich Timm breitschlagen, wir fahren rechts ran. Ein kleiner Shop mit lauter Gläschen voll mit Selbstgemachtem und Eingelegtem. Wir dürfen probieren und kaufen einen kleinen Laib Queso, ein Topf Miel, eingelegte Olivas und Tomatensaft oder -soße, wir sind uns nicht ganz einig. Stolzer Preis, aber echt lecker. Wir sorgen uns etwas um die bevorstehenden Fruchtkontrollen, aber die nette Verkäuferin und ihr Mann versichern, dass es in Argentinien keine Probleme mit den Leckereien gibt, nur nach Chile darf man davon nichts mitnehmen.

Ein paar Kilometer später kommt die Control de Frutas dann auch schon. Einheimische werden durchgewunken, wir natürlich angehalten, zeigen dem Kontrolleur eine Grapefruit und versichern, dass es die einzige Frucht ist, die wir haben. Er überzeugt sich lieber selber, durchwühlt unsere Kühlbox und findet noch eine verbotene Paprika. Aubergine, Tomate, Zucchini, Maiskolben, die Weintrauben auf der Mittelkonsole, alles ok. Hä? Bevor wir anfangen zu diskutieren, essen wir Paprika und Grapefruit, bezahlen und fahren durch die Desinfektionspfütze. Was ein Schwachsinn. Der Sinn dieser Kontrollen soll es laut Infoflyer sein, dass Patagonien ein fruchtfliegenfreies Gebiet ist. Wir verstehen das System nicht, mit dem aussortiert wird und Timm schätzt das Ganze als eine andere Form der Maut ein. Denn bezahlen muss jeder für die Kontrolle, ob durchgeführt oder nicht. Ein paar Kilometer weiter Polizeikontrolle. Diesmal werden alle rausgewunken außer uns. Ob die hier kontrollieren, ob die Kontrolle richtig kontrolliert hat? Am nächsten Kreisel stellen wir fest, dass wir wegen der Aufregung um die Fruchtkontrolle und dem faszinierenden Sonnenuntergang die Abbiegung der Ruta 3 verpasst haben. Um nicht nochmal an der Polizei vorbeizumüssen, nehmen wir eine Querverbindung, die sich als Dirtroad rausstellt, aber gut befahrbar ist. Es wird immer später. Am Horizont sind vier Gewitter zu beobachten. Noch 80 km bis zum geplanten Ziel. Hier kochen und dann weiterfahren oder weiterfahren und dort kochen? Egal, dunkel ist es eh schon. Als wir den Zugang zu dem Wildcamping an der Laguna La Salada nicht finden, fahren wir doch zum örtlichen Campingplatz. Das Einfahrtstor ist nicht hoch genug für unseren Camper, aber die Straße scheint die richtige zu dem anderen Spot zu sein. Über GPS erkennbar nähren wir uns und finden es schließlich doch. Nach 10 Uhr schon. Sofort werden die Scheiben von Mücken und anderem Flattervieh belagert. Hilft ja nix, wir müssen da raus. Es ist eine Tortur. In voller Montur, eingesprüht und eingerieben, Moskitospirale und Zitronellakerzen, es hilft alles nix. Etliche fliegen beim Kochen wegen der Stirnleuchte ins Gesicht und einige verenden in der Flamme des Gaskochers. Recht so. So schlimm hab ich es noch nicht erlebt. Und ganz plötzlich, von jetzt auf gleich sind beim Essen dann alle verschwunden. Himmlisch.

Wohl wissend, dass in ein paar Kilometern die zweite Lebensmittelkontrolle kommt, bei der hauptsächlich nach Fleisch geschaut werden soll, grillen wir am See zum Brunch das restliche Gemüse und Lomo. Der Typ an der Kontrolle hat aber null Bock und lässt uns passieren. Egal, Karl! Wieder fahren wir auf eine dunkelblaue Gewitterwand zu. Diesmal gibt es kein Entkommen. Aus dem Blau wird Grau, die Temperatur fällt von 32 auf 16 Grad und wir reduzieren die Geschwindigkeit von 100 auf 60, weil man einfach nix mehr sieht vor lauter Wasser. Vielleicht können wir uns die längst überfällige Autowäsche sparen.

Frisch getankt, eingekauft in Viedma und mit einem tatsächlich saubereren Auto geht’s zum ersten Mal ans Meer. Bisher waren wir nur an Flüssen, Seen und Lagunen. Wir stellen uns an einen einsamen Platz an die Klippen bei Balnearion El Condor, schauen den dort brütenden Papageien zu und schlafen bei Wind- und Wellengeräuschen ein. Von Wind werden wir dann auch geweckt. Durch die geöffneten Fenster pfeift es nur so durch und alles schaukelt wie auf einem Schiff.

Nach der unruhigen Nacht geht’s weiter auf der Schotterpiste 1 entlang der Küste. Landschaftlich toll, Steppen, Dünen, Meer. Wir halten bei einer Seehundkolonie, La Loberia. Selbst mit Tele und Fernglas noch weit weg. Das geht noch besser hoffentlich. Denn für die nächsten Tage steht die Peninsula Valdes auf dem Plan mit vielen Seelöwen, Pinguinen und Orcas, hoffentlich.

26.01. – 29.01.16

Kommentare
  1. Hallo ihr 2! Toll, dass wir euren Blog entdeckt haben! Wir werden fleissig mitlesen, da unsere Tour quasi 1:1 ab September starten wird. Viel Freude und tolle Erlebnisse weiterhin!

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