Fünf-Tagesstopp an einer Tanke…

Fünf-Tagesstopp an einer Tanke…

… macht man bestimmt nicht freiwillig –

Warum verweilt man ganze fünf Tage an einer Tankstelle?

a) Das Benzin ist ausgegangen und alle warten auf den Tanklaster, der wegen Streiks von einer Straßensperre aufgehalten wird.
b) Das Auto ist kaputt und die Ersatzteile müssen aus Buenos Aires geschickt werden.
c) Das Wifi ist endlich mal schnell genug um am Blog zu arbeiten.

Marie braucht nach wie vor dringend Internet. Nervig! Kurz vor Rio Gallegos werden wir an einer großen Tanke fündig, doch sie erreicht zu Hause keinen. Um unabhängig zu sein, kaufen wir dann halt doch eine Prepaid-SIM und müssen kurze Zeit später feststellen, dass das Aufladesystem aktuell in der ganzen Stadt tot ist. Bei dem Gegurke durch die Innenstadt wird dieses Geräusch am Auto, was uns seit ein paar Tagen auffällt, immer häufiger. Es hört sich an, als wäre das Rad nicht richtig fest und flöge in der nächsten Kurve ab. Wir müssen nachschauen. In einer Aktion, bei der wir, weil der Wagenheber hinter der Rücksitzbank liegt, diese komplett leer räumen müssen, montiert Timm den linken Vorderreifen ab. Alle Schrauben saßen fest und wir können auch sonst nix Ungewöhnliches erkennen. Also wieder ran damit und einräumen. Da wir die Fähre rüber nach Feuerland heute eh nicht mehr schaffen, wollen wir aus der Stadt rausfahren nach Punta Loyola zu einem Schiffswrack. Nach 20km geben wir auf. Das Klockern wird immer mehr. Mal ist es da, dann wieder weg. Es ist kein Muster erkennbar. Hilft nix, wir müssen morgen eine Werkstatt aufsuchen.

Donnerstag wieder rein nach Rio Gallegos, SIM aufladen. Geräusch ist weg. Ach komm, wir fahren jetzt nach Ushuaia runter und lassen das Auto da in der Nissan-Werkstatt checken. Wir sind gerade raus aus der Stadt, da wird es wieder schlimmer, vor allem in Rechtskurven stellen wir es jetzt fest. Also doch hier zur Werkstatt. Timm und der Mechaniker fahren ein paar Blocks. Nix. Vorführeffekt. Er steigt aus und ist sehr nett, telefoniert, sagt, wir können um 17 Uhr wiederkommen und nach Diego fragen, der kennt sich aus. Hmm, ok. Wir verbringen die Zeit mit der überfälligen Autowäsche, sind erstaunt über die tatsächliche Lackfarbe, fahren zu der Tankstelle mit dem traumhaft schnellen Wifi zurück, skypen und füllen Wasser auf.

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Wir sind pünktlich zurück. Diego legt sich unters Auto, wackelt hier und da ein bisschen rum. Diege hat keinen Bock. Das merkt man. Er sucht nach irgendwas, damit er uns los wird und schickt uns schließlich zu Nissan. Direkt um die Ecke soll der sein. Leider nein, seit Jahren geschlossen. Der nächste Nissan ist in Punta Arenas, 270km. Timm schreibt Metti. Der tippt auf Grund unserer Beschreibung auf Bremsklötze. Die waren aber augenscheinlich noch okay, als wir den Reifen runter hatten. Per Ferndiagnose natürlich schwierig. Zumal man es einfach nicht gut beschreiben kann. Wir brauchen eine zweite Meinung. An der großen Tankstelle übernachten wir, nehmen eine Dusche ein und fahren am Freitagmorgen gegenüber zu einer anderen Werkstatt. Wir erklären das Problem und bitten den Angestellten, alle Schrauben unterm Auto zu kontrollieren. Also nach Punta Arenas zur Fähre und ggf. Nissan. Diesmal kommen wir 15 km weit, bevor es so unangenehm laut und andauernd wird, dass wir uns nicht trauen 250km weiter zu fahren. Timm läuft nebenher und hört sich das Geräusch an. Es ist schlimm. Da ist was kaputt! Wir sind unsicher. Weiterfahren könnte es schlimmer machen. Zurück zur letzten Werkstatt. Jetzt ist ein anderer Mechaniker da. Rad ab. Man hört es klar und deutlich bei Bewegung an der Radnarbe. Die Bremsscheibe auch ab. Immer noch. Oh no, vielleicht das Radlager. Wir werden weggeschickt – Fiesta. Also rüber zur Tanke. Sollen um 15 Uhr wiederkommen. Das Ersatzteilgeschäft hat Mittagspause. Wir googlen. Radlager kosten zwischen 100 und 500 Euro, Metti sagt auch vier- bis fünfhundert plus MwSt. Um 15 Uhr ist das Lager ab und man merkt sofort: Das ist es! Es knirscht und läuft einfach nicht sauber. Wir sind froh, die Stelle gefunden zu haben und dass es „nur“ ein normales Verschleißteil ist. Zwar nicht ganz billig, aber letztlich standard, dass die mal in die Knie gehen.

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Ersatz gibt es hier nicht, es wird rumtelefoniert. Man könnte aus Buenos Aires welche schicken lassen, dauert bis Lunes oder Martes – klar, ist Wochenende jetzt – und kostet 530US$. Fuck, wir hatten auf weniger gehofft, bestehen aber auf Qualitätsware. Hilft nix, wir bestellen Zwei. Wenn das Eine kaputt ist, geht das Andere auch bald in die Fritten. Mit sowas musste man rechnen. Haben wir auch. Nur nicht so früh. Menno. 🙁 Wir heben einen riesen Haufen Scheine ab, bezahlen alles und fahren mit dem wieder zusammengeschraubten Auto rüber zu Tanke, nicht ohne uns vorher mit Lebensmitteln eingedeckt zu haben und richten uns für vier Tage ein.

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So stehen wir mal wieder zwischen LKWs, verbringen die Tage mit Internet-Surfen, Bloggen, Essen und viel Mate. Dienstagmorgen kreuzen wir dann wieder bei der Werkstatt auf. „Flugzeug ist gerade gelandet, kommt ina Stunde nochmal wieder.“

Die Teile sind da, alles passt und wir lassen die rechte Seite direkt mit tauschen. Das Lager ist zwar noch OK, aber besser das Neue einbauen und das Alte mitnehmen. Für alle Fälle. Das Linke lassen wir da, auch wenn wir es gerne auseinandergenommen hätten. Aber dafür fehlen uns ein paar dicke Maschinen.

Wir zischen ab aus Rio Gallegos und testen direkt auf der Schlaglöcherpiste nach Punta Loyola, ob’s auch wirklich rund läuft. Ein ganz neues Fahrgefühl ist das. Irre, dass man das so krass merkt.

Schon von weitem sieht man das Schiffswrack. Auch beim näheren Erkunden finden wir es richtig cool und es bietet uns Windschutz für die Nacht, bevor wir dann, sechs Tage später als geplant, unter anderem zum Testwandern nach Tierra del Fuego, Feuerland übersetzten werden.

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10.02.- 16.02.16