Camper startklar machen…

Camper startklar machen…

…bedeutet Komplikationen, Lösungen und das eben alles länger dauert, als gedacht –

Nach dem Abschied von Montevideo und Seba fahren wir zu einer Gasstation im Industriegebiet, da die Gasflaschen für die Verschiffung ja leer sein mussten. Das Füllen dauert unerwarteter Weise bis zum nächsten Tag. Hmm… Um nicht unnötig Kilometer hin und her zu fahren, bitten wir Seba um eine weitere Nacht Asyl und nutzen die Möglichkeit unsere neu gekaufte, mühsam gesuchte Bettwäsche zu waschen. Ein so schnelles Wiedersehen war nicht geplant, aber alle freuen sich irgendwie.

Mit den vollen Gastanks geht es dann halt erst am Dienstag Richtung Osten raus aus Montevideo. Nach ca. 80 km erreichen wir Paraiso Suizo, ein von Schweizern gegründetes Areal. Dort gibt es den Campingplatz von Heinz und Silvia, erster und letzter Anlaufpunkt für viele Overlander wie uns. Hier stehen noch ganz andere Kisten rum als unsere und warten auf ihre nächste Tour, während die Besitzer Urlaub vom Reisen in der Heimat machen. Außer uns ist noch ein älteres Ehepaar aus der Schweiz da, die aber nach Australien ausgewandert sind und Probleme mit der Solaranlage ihres ebenfalls neuen Mobils haben.

Wir machen uns direkt an die Arbeit. Sonnensegel zum ersten Mal auspacken, aufspannen und alles aus dem Camper räumen. Es ist das reinste Chaos. Jetzt gilt es Ordnung zu machen. Wo bloß anfangen? Wie sortieren? Und wie soll das alles vernünftig da rein, sodass man nicht ständig alles von A nach B räumt und die Dusche auch benutzbar ist? Wir schauen uns an und sind beide gerade am Verzweifeln. Irgendwie wird es dann schon langsam, auch wenn wir uns bei vielem nicht einig sind, aber ändern kann man es ja später immer noch.

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Als wir keinen Bock mehr haben, die Sonne etwas tiefer steht und die Hitze erträglicher wird, befassen wir uns mit der Solaranlage. Das Solarmodul muss auf dem Dach befestigt und über den Solarregler mit der Batterie verbunden werden. Soweit die Theorie. Doch die Verschraubung auf dem Dach passt einfach nicht. Egal wie wir es drehen und wend… ach ne, wenden geht ja nicht. Also wieder runter. Mit Hilfe von Rudi und der halben Werkstatt, die er in seinem OKA-Mobil rumfährt, bohrt Timm ein Loch im Rahmen weiter auf und dann passt’s. Zwischenzeitlich macht unsere Kühlbox schlapp, bzw. weigert sich danke des eingebauten Batteriewächters die Autobatterie noch weiter leerzusaugen. Gut so, ach nee, eigentlich schlecht. Wenn wir auch mal nen Tag ohne Fahren irgendwo stehen wollen, brauchen wir eine Lösung. Zumindest wenn wir stehen, könnte die Box z.B über die Batterie hinten betrieben werden. Da ist aber kein Platz für das Ding… erstmal genug für heute. Im Dunkeln kochen wir die erste Mahlzeit im Freien. Premiere für Gasflasche, -regler, -schlauch, -kocher, Töpfe und überhaupt alle Utensilien. Fast alles, was wir mit uns rumfahren werden, ist noch original verpackt. Dann folgte die eigentliche Premiere: unsere erste Nacht im Camper.

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10 Uhr. Gut geschlafen. Nicht zu warm, nicht zu kalt, Matratze und Kissen sind bequem. Und genug Platz. Cool! Jetzt die Verkabelung. Puh, keine Ahnung wie. Die Bedienungsanleitung vom Solarregler ergibt, dass die besorgten Kabel zu dünn sind. Heinz kann aushelfen und hat was passendes da. Doch was fehlt sind noch Ösen zum Befestigen der Kabel an der Batterie, denn wenn, dann wollen wir es auch richtig machen. Mist! Also müssen wir doch los. Der Ausflug kostet uns zwei Stunden. Damit erfolgt auch die Ernüchterung, dass wir heute nicht mehr los kommen, denn es gibt noch einiges mehr zu tun. Ich sag nur Kühlbox. Ein paar Stunden später leuchtet die grüne Lampe am Solarregler. Wir sind begeistert. Nem Ingenieur ist nix zu schwör. Über das Display bestaunen wir, wie die Stromstärke langsam aber stetig ansteigt. Alle fünf Minuten drücken wir das Knöpfchen und freuen uns, wenn schon wieder 0,1 Volt mehr drauf ist. Geilo. Ich bin stolz auf Timm. Zwischenzeitlich sind Bärbel und Burkhard mit ihrem Innovation-Camper angekommen. Burkhard baut diese Modelle. Neben den beiden riesen Kisten sehen wir etwas mickrig aus. Eine kleine Prise Neid kommt auf.

Zur Belohnung für das Geschaffte wird gegrillt. Premiere für den Grill. Beim Lesen der Bedienungsanleitung über das benötigte Zubehör werde ich stutzig. 30mbar Gasregler? Och nö! Der Aufkleber auf dem Grill bestätigt es: Die haben uns das falsche Modell geschickt. Ich könnte ausrasten. Hab mich ewig damit beschäftigt, welcher Grill am geeignetsten für unsere Zwecke ist und hab mich dann extra für die 50mbar-Version entschieden, da der noch etwas mehr Power hat. Ein weiteres Beispiel für den Zeitdruck, den wir in Deutschland noch hatten, alles zusammenzubekommen. Paket so, wie es mit der Post kam, in den Camper geschoben. Bei meinen Recherchen über den Grill wurde in einem Forum auch diskutiert, ob man mit der Kombination des 30mbar-Grills in Kombination mit einem 50er-Gasregler nicht noch mehr Power rausholen könnte und der ein oder andere das sogar so praktiziert. Scheiß auf Sicherheit. Dunkel erinner ich mich aber auch an ein Foto von einem durchgeschmorten Brenner. Hilft ja alles nix. Wir schließen es an und drehen halt nicht voll auf. Mal sehen, wie lange es gut geht. Haben eh gerade keine andere Wahl.

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Am nächsten Morgen entwickeln wir gemeinsam mit Burkhard, der ja einiges an Erfahrung im Camperbau mitbringt, eine Lösung für das Kühlboxproblem. Da die Batterie schon um 11 voll voll ist, entscheiden wir uns dafür die Kühlbox über diese Batterie zu betreiben. Sie ist weniger empfindlich und offensichtlich ist das System stark genug ausgelegt. Irgendwie muss der Strom also von der Kabine in das Fahrzeug verlegt werden. Ein weiteres Kabel von Heinz bringt Abhilfe. Die Länge reicht. Doch wollen wir wirklich das Originalanschlusskabel zerstören um den passenden Stecker zu haben? Irgendwie doof. Wir brauchen eine 12 Volt-Steckdose. Woher bloß? Mit im Gepäck haben wir einen aus 1 mach 2 Stecker mit zwei einzelnen 12-Volt-Steckdosen. Auseinander nehmen = Funktion im Arsch. Und kann die Buchse die geforderte Spannung für die Kühlbox leisten? Das Kabel ist wesentlich dünner. Und so fahren wir das zweite Mal ins 30km entfernte Piriàpolos. Wir sind etwas genervt. Das bedeutet eine weitere Nacht im Paraiso Suizo. Nicht, dass es dort schlecht wäre und klar, wir haben genug Zeit, aber wir wollen endlich so richtig los. Zudem sind wir dieses Mal leider erfolglos. In sechs potenziellen Läden, drei davon mit „electronica“ auf dem Schild, fragt Timm nach. Alle sind hilfsbereit und eine Verkäuferin telefoniert sogar rum. Doch leider nix. Nirgends gibt es eine 12 Volt-Steckdose. Wir sind ratlos, fahren unverrichteter Dinge zurück und werden halt unsere Multisteckdose auseinander nehmen. Burkhard hilft uns das Kabel von der Kabine ins Fahrzeug zu verlegen, schlägt kurzer Hand ein Loch in den Fahrzeugboden und da fällt es ihm plötzlich ein, wo er noch eine Steckdose haben könnte. Und tatsächlich kommt er mit einer ausgebauten 12-Volt-Steckdose aus einem Hilux zurück. Wir kaufen Sie ihm ab, verbauen alles und TADAAA: läuft. Zur Belohnung geht’s ne Runde in das Fluss-Meer-Gemisch. Eine angenehme Abkühlung. Zum Abendessen zaubert Timm ein kulinarisches Highlight: Nudeln mit fertiger Tomatensoße. Den Abend verbringen wir im Oka-Mobil mit Susi und Rudi bei Bier und Nüsschen und tauschen Reisegeschichten aus.

Für den vierten Tag bleiben noch zwei ToDos: Fenster verdunkeln und Wassertank füllen. Läuft beides eher mäßig. Die erste Scheibe wird super, die zweite nur noch gut und so weiter. Wenn auch nicht von Profihand, den Zweck erfüllt es allemal.

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Im Frischwassertank sind noch Metallspäne. Timm reinigt ihn zweimal gründlich. Dann geht’s. Damit sind wir startklar. Endlich. Schon drei Wochen da und noch nicht wirklich „gereist“. Bezahlen, verabschieden, Rudi wünscht uns zum Abschied keinen „Fall“: Unfall, Zwischenfall, Vorfall, Überfall, Reinfall, Ausfall, Timm ergänzt den Durchfall, wobei das ja noch das geringste Übel wäre. Anschließend Großeinkauf in Montevideo, Timm ist genervt. Dann außerhalb auf nen Campingplatz. Nicht so geil dort. Morgen geht’s Richtung Westen nach Colonia, denn Uruguay hat noch mehr zu bieten. Dann wird gereist.

18.01, – 22.01.16